Gundelreben-Zugsalbe

Die Gundelrebe (Glechoma Hederacea), auch Gundermann, genannt, blüht gerade üppig um uns herum. Im restlichen Jahr mag sie etwas unscheinbarer sein, aber im Moment kann man sicher ihrer wunderschönen, filigranen, zarten Blütenpracht kaum entziehen.

Sie blüht in ganzen Teppichen und besonders auffällig ist sie heuer bei uns entlang des hiesigen Donau-Radweges. Meterlang, Pflänzchen und Pflänzchen dicht aneinander gedrängt, blüht die Gundelrebe hier um die Wette.

HEXENKRÄUTL

Die Gundelrebe mit ihren wunderschönen blau-lila Blüten gehört als Hexenpflanze zur Walpurgisnacht. Und wächst sie viel ums Haus, so heißt es, darf man sich freuen. Warum? Bei den alten Germanen genoss die Gundelrebe sehr hohes Ansehen. Rund ums Haus gewachsen, galt sie als Verkörperung des Schutzgeistes. So sollen wir durchs Jahr hindurch gut beschützt und behütet sein.

Welch schöner Gedanke, denn bei mir daheim wuchert das Engelskraut, wie es im Volksmund auch manches mal genannt wurde, regelrecht rund ums Haus.

KULINARISCH

Die Gundelrebe zählt zu den Lippenblütlern, die wir hauptsächlich von den ätherisch-Öl-reichen Gartenkräutern (Pfefferminze, Rosmarin, Thymian, Basilikum …) kennen. Neben Bitterstoffen, Saponinen, Gerbstoffen, Vitamin C, Rosmarinsäure und Mineralstoffen (v.a. Kalium!), enthält sie auch ätherisches Öl und ihr Geschmack ist recht intensiv. Ein milder Winter vorausgesetzt, findet man sie eigentlich fast das ganze Jahr über. Mit ihrem ausgeprägten herb-aromtischen, leicht minzigen Geschmack kann sie übrigens auch gut in der Wildkräuterküche verarbeitet werden.

Ein Klassiker sind die schokolierten Blätter („Wiesen After-Eight“), aber auch ein „Wildes Pesto“ (aktuell zB. kombiniert mit Knoblauchsrauke) ist eine leckere Angelegenheit.

Rezept für Wildkräuter-Pesto:

DIE GUNDELREBE BINDET GIFTE

Bekannt ist die Gundelrebe aber vor allem auch dafür, dass sie Gifte in unserem Körper bindet. Aus diesem Grund sollte sie auch immer in Tee-Mischungen zur Leberentgiftung mit hinein. So zart und filigran die Gundelrebe auch erscheinen mag, – sie hat die Kraft die giftigsten Stoffe, wie etwa Schwermetalle, zu binden. Gerade Quecksilber-Belastungen (Stichwort: Amalgam), aber auch Blei und andere belastende Substanzen vermag das Kräutlein zu binden. Diese Tatsache ist gerade bei einer Leberreinigung sehr wichtig.

Der Gundermann, ein weiterer Name aus dem Volksmund, ist weiters entzündungshemmend, schleimlösend, schleimverflüssigend, harntreibend, stoffwechselanregend und wundheilend. Er kann also bei Erkrankungen der Atemwege (Husten …), bei Gicht oder Arthritis, aber auch überall dort, wo innerlich oder äußerlich Eiter (Eiter=Gund) entstanden ist, eine große Unterstützung sein.

ÄUSSERLICHE ANWENDUNG

Äußerlich verwendet gehört die Gundelrebe auf jeden Fall zu den heimischen Wundheilmitteln. Hier kann sie als Kompresse oder als „Wiesenpflaster“ (=Frischpflanzenauflage) verwendet werden.

Auch in Form einer Waschung oder Salbe kann sie Anwendung finden. Sie ist wundheilend und kann bei Verbrennungen helfen. Zudem hat sie die Kraft, kleine Holzsplitter oder ähnliches wieder an die Oberfläche der Haut zu „ziehen“. Wir können sie also auch in einer Zugsalbe verarbeiten. Die Gundelrebe kann überall dort helfen, wo entzündete, vor allem eiternde (Gund=Eiter) Verletzungen vorhanden sind.

DIY ZUGSALBE

Möchte man eine gute Zugsalbe herstellen, so kann man hier verschiedene, heilsame Schätze von Mutter Natur kombinieren.

Wir stellen dazu fürs erste einen warmen Ölauszug vom Gundermann her.

Gundelreben Öl-Auszug

Dazu sammelt man an einem schönen Vormittag, bei trockenem Wetter, eine Handvoll Gundelrebe. Ein wenig übertrocknen lassen, damit Feuchtigkeit, aber auch eventuell vorhandene, kleine Insekten entweichen können. Nun klein schneiden und mit einem oxidativ stabilen, guten Basisöl in Bio-Qualität übergießen, so dass die Pflanzenteile gut bedeckt sind.

Als Basisöl eignet sich zB Olivenöl, Jojojaöl, Mandelöl oder auch Sonnenblumenöl High Oleic (erhöhter Ölsaure-Anteil).

Das Pflanzen-Öl-Gemisch erwärmt man in einem Topf oder Laborglas, am besten im Wasserbad, und lässt es ein bis zwei Stunde (gerne auch länger) dahinsimmern. Die Temperatur sollte dabei die 60° C nicht überschreiten. Wer mag und Zeit hat, kann diesen Vorgang ein zweites Mal wiederholen. Anschließend sauber abfiltrieren.

Dieser Ölauszug ist nun die Grundlage für unsere Zugsalbe.

Baumharz

Um die Wirkung zu verstärken, geben wir noch Harz hinzu. Pech, wie es bei uns auch genannt wird, ist ein Alleskönner.

Es wirkt wundheilend, desinfizierend, entzündungshemmend, schleimlösend, schmerzlindernd, durchblutungsfördernd und – ganz genau:  es sollte unbedingt in jede Zugsalbe mit hinein, da es uns hilft, Fremdkörper (Holzsplitter, eingewachsene Zehennägel…) an die Hautoberfläche zu befördern.

Wir verwenden in diesem Rezept gereinigtes Fichtenharz, da man es so toll bei uns hier sammeln kann. Prinzipiell kann aber auch jedes andere Baumharz verwendet werden.

Geradezu prädestiniert ist hier noch das ätherische Öl Niaouli (Melaleuca viridiflora). Spezielle Schwefelverbindungen in diesem Öl wirken hier wieder wie eine Art Zugsalbe bei Eiterungen.

Ätherisches Lavendelöl als Hautheiler, als unsere Apotheke in der Flasche, kommt ebenfalls mit hinein ins Rezept.

Man sieht schon, die drei Komponenten Gundelrebe, Harz und ätherisches Niaouliöl ergeben eine wunderbare Synergie, um eine kräftige und heilsame Zugsalbe herzustellen.

Diese Zugsalbe kann äußerlich auch bei kleinen Verletzungen der Haut sowie bei Infektionen der Atemwege verwendet werden. Ein Multi-Talent! 🙂

Bitte beachten: Zubereitungen mit Harz NICHT bei Kindern unter 6 Jahren verwenden!

Rezept für Gundelreben-Zugsalbe:

DIY-KOSMETIK

Im Übrigen passt die Gundelrebe auch gut in die DIY-Kosmetik. Ein Ölauszug in Jojoba- oder Mandelöl eignet sich aufgrund seiner desinfizierenden, entzündungshemmenden, und wundheilenden Eigenschaften gut bei unreinerentzündeter Haut.

 

Hydrolat-Versuch

Vor zwei Jahren hab ich etwa 200 g Gundelrebenhydrolat mit meiner Kupfer-Destille hergestellt. Ein aromatisch duftendes, hautklärendes Hydrolat für meine DIY-Kosmetik ist dabei entstanden.

Ich habe es für einen Gesichtstoner sowie als Wasserphase für ein leichtes Gesichtsfluid verwendet. Da das Pflänzchen heuer so üppig wächst, werde ich auch dieses Jahr wieder etwas von dem wunderbaren Hydrolat destillieren.

Natürlich kann das Hydrolat auch innerlich eingenommen werden. Einen kleinen Löffel davon kann man beispielweise in den Tee oder auf 1/2 Glas Wasser geben.

Die Möglichkeiten, sich an der Gundelrebe zu erfreuen, sind wirklich vielfältig.

Viel Spaß dabei!