After-Bite-Gel – Hilfe bei Insektenattacken

Wie wunderschön die Zeit im Moment doch ist. Warme Tage und Nächte laden uns zum Draußen-Sein ein und ich muss ehrlich gestehen, ich genieße diese Zeit sehr. Im Freien sein, Sonne und gute Laune tanken, laue Abende mit der Familie und Freunden im Garten, ein schönes Feuer und überhaupt einfach die Seele baumeln lassen.

Nur eines trübt da manchmal die Freude, – und das sind die Bisse oder Stiche von Bremsen, Gelsen & Co. Nicht jeder reagiert gleich empfindlich, aber zumindest jucken tut es bei den meisten ordentlich, wenn sich so ein kleiner, unscheinbarer Blutsauger festbeißt.

Wusstest du übrigens, dass bei den Bremsen ausschließlich die Weibchen die Blutsauger(innen) sind? Nur sie beißen Mensch und Tier, um ans Blut zu kommen. Die Männchen hingegen sind friedlicher und begnügen sich mit Pflanzen und deren Nektar.

Erste Hilfe bei Insektenattacken

Wie auch immer, so ein Biss oder Stich ist unangenehm und von Juckreiz bis Schwellung und Entzündung kann da alles dabei sein. 

Aus diesem Grund mach ich mir jedes Jahr mein „After-Bite-Gel“, quasi ein Spitzwegerichgel deluxe, welches direkt nach einer Insektenattacke ein- oder mehrmals auf die Haut aufgetragen wird.

Von den Inhaltsstoffen her ist es so aufeinander abgestimmt, dass die Wirkung juckreizmildernd, kühlend, entzündungshemmend, wundheilend, abschwellend und schmerzlindernd ist.

Spitzwegerich

Für meine Zubereitung setze ich mir fürs Erste eine Tinktur vom Spitzwegerich (Plantago lanceolata) an. Ein alkoholisch-wässriger Auszug also, der mir die alkohol- und wasserlöslichen Inhaltsstoffe vom Spitzwegerich herauszieht. 


Eine Tinktur stellst du so her:

An einem schönen, trockenen Tag sammelst du am späten Vormittag fernab der Straße Spitzwegerich. Achte darauf, dass es ein zwei Tage vorher nicht geregnet hat.

Daheim schneidest du den sauberen Spitzwegerich klein und gibst ihn in ein Schraubglas. Nun übergießt du das Pflanzenmaterial fingerdick mit Alkohol (Korn 40 Vol.-%) und verschließt das Glas. Stelle es eher dunkel in einen gleichmäßig temperierten, nicht zu warmen (zB. Speisekammer) Raum. Täglich ein- bis mehrmals schütteln und nach ca. 14 Tagen ordentlich und sauber abfiltrieren. Die Tinktur riecht übrigens ein wenig nach Pilzen. 🙂 

Nun in ein sauberes Fläschchen geben und mit Datum und Bezeichnung beschriften. 

Der Heilwegerich, wie er auch genannt wird, hat viele positive Eigenschaften, die wir uns eben beispielsweise mittels dieser Tinktur zunutze machen können. Er wirkt abschwellend, antibakteriell, antiseptisch, blutstillend, desinfizierend, entzündungshemmend, wundheilend, zusammenziehend, aber auch reizmildernd, auswurffördernd, schleimhautschützend und sogar harntreibend

Er ist also einerseits eine große und starke Lungenheilpflanze (verwendbar als Tee, Sirup, Tinktur, Salbe…), andererseits zeigen die Indikationen, wie wertvoll er bei Mückenstichen– und bissen, kleinen Wunden, blauen Flecken oder auch Prellungen eingesetzt werden kann.

Ringelblume

Einer meiner Lieblings-Hautheilpflanzen ist die Ringelblume (Calendula officinalis).

Die Calendula-Salbe gehört meiner Meinung nach in jede Hausapotheke und ist für mich neben dem ätherischen Lavendelöl das erste Mittel in der häuslichen Wundheilpflege, also zB bei kleinen Wunden und Verbrennungen, Abschürfungen, Schnittwunden und ähnlichem.

Sie wirkt hier desinfizierend, wundheilend und entzündungshemmend. Aber auch abschwellend, antibakteriell und schmerzstillend.

Sie ist für mich eine Hautheilerin erster Klasse und ich setze sie bei Groß & Klein ein. 

Für das „After-Bite-Gel“ nutze ich die Wirkung der Ringelblume, in dem ich einen warmen Ölauszug (Mazerat) mache.


So funktionierts:

Am späten Vormittag erntest du bei trockenem, schönen Wetter eine Handvoll Ringelblumen. Man verwendet das ganze Blütenköpfchen. Schneide sie klein und übergieße sie mit Jojobaöl, bis die Pflanzenteile gut bedeckt sind.

Nun in einem Topf oder Laborglas erwärmen, -am besten macht man das im Wasserbad. Ein bis zwei Stunden dahinsimmern lassen. Die Temperatur sollte dabei die 60° C nicht überschreiten. Dieser Vorgang kann ein zweites Mal wiederholt werden. Anschließend sauber abfiltrieren, abfüllen und beschriften.

Einen Teil davon rühren wir nun in unser Gel. Der Rest kann pur für die Haut verwendet werden. Mit einer Zugabe von 10% Bienenwachs (erwärmen!)  ist auch schnell eine Salbe daraus hergestellt.

Aus der Aroma-Ecke ...

Aus der Aroma-Ecke habe ich mich für das Immortellenhydrolat (Helichrysum italicum) entschieden.

Das krautig duftende Kondensat steht bei uns IMMER im Kühlschrank und kommt zum Einsatz, wenn es um Schwellungen & blaue Flecken geht. Es hat hier eine herausragende Wirkung, die mich immer wieder Staunen lässt.

Für unser Gel nutzen wir die abschwellende, entstauende, schmerzstillende, wundpflegende und entzündungshemmende Wirkung des Currykrautes, wie es im Volksmund auch genannt wird.

Wenn du dieses Hydrolat nicht daheim hast, könntest du alternativ auch Rosen- oder Lavendelhydrolat verwenden. Auch destilliertes oder 5 Minuten sprudelnd abgekochtes Wasser könnte zum Einsatz kommen. Die Wirkung des Gels ist dann aber nicht mehr in vollem Umfang gegeben.

Ätherische Öle:

Unbedingt mit hinein in diese Rezeptur gehören noch ätherische Öle. Da das Gel nur punktuell eingesetzt wird, dosiere ich sie 3%-ig.

WICHTIG:
Verwendet man das Gel für kleine Kinder, nimmt man nur die Hälfte der ätherischen Öle und verwendet kein Pfefferminzöl (Mentha piperita).

Die eingesetzten Öle sind in Summe mitunter juckreizlindernd, antibakteriell, kühlend, haut- bzw. wundheilend, entzündungshemmend und desinfizierend.

Es kommen zum Einsatz:
– Teebaum (Melaleuca alternifolia)
Das Teebaumöl sollte nicht länger als 9 Monate offen sein, da es sehr rasch oxidiert.
– Lavendel fein (Lavandula angustifolia)
– Pfefferminze (Mentha piperita)

So wird das Gel gemacht

In ein Becherglas geben wir 50 g von der Spitzwegerich-Tinktur und vermengen sie gut mit den ätherischen Ölen laut Rezept. Nun das Immortellenhydrolat und D-Panthenol zugeben und ebenfalls gut miteinander verrühren.

 


 

Das D-Panthenol kann notfalls auch weggelassen werden. Es lohnt sich aber, diesen tollen Wirkstoff daheim zu haben. Er hat eine lange Haltbarkeit und ist in beinahe jeder Emulsion sinnvoll eingesetzt. D-Panthenol (Dexpanthenol – bestimmt kennt ihr die bekannte Zubereitung aus der Apotheke, die bei sämtlichen entzündlichen Hautzuständen verschrieben wird) ist eine B-Vitamin-Vorstufe und ist extrem gut verträglich, selbst für Babyhaut.

Es ist stark entzündungshemmend, juckreizlindernd, wundheilungsfördernd und es hat eine mildernde Wirkung bei Hautirritationen.

Was man zur Herstellung eines Gels auf jeden Fall benötigt, ist ein Gelbildner. Hier verwende ich eigentlich immer Xanthan. Es kommt auch in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz und wird mittels Fermentation hergestellt, – ist also natürlichen Ursprungs.

Es gibt verschiedene Xanthane, die sich im Wesentlichen darin unterscheiden, dass sie etwas unterschiedlich verarbeitet werden und die Dosierung geringfügig voneinander abweichen kann.

Wenn man ein Gel herstellen möchte, beträgt die Dosierung ca. 1 bis 1,5%. Möchte man eine erhöhte Konsistenz, also ein dickflüssigeres Gel, so kann man Prise für Prise nachdosieren.

Um keine kleinen Xanthan-Klümpchen im Gel zu haben, ist es sinnvoll, das weiße Pulver vorher in einem kleinen Löffel hochprozentigen Alkohol zu dispergieren. Also einfach beides vermischen und erst dann in die Flüssigkeit (aus der ein Gel werden soll) geben.

 


 

Nachdem nun also die Tinktur, die ätherischen Öle, das Immortellenhydrolat und das D-Panthenol in unserem Becherglas sind, kommt das Xanthan (vorab mit wenig Alkohol vermischt) hinzu. Nun heißt es Rühren und bereits nach kurzer Zeit entsteht ein Gel. Das geht mit einem Spatel, ich mache das jedoch mit einem Pürierstab, da sich einfach alles besser miteinander vermischt und die Konsistenz homogener wird.

Zum Schluss kommt nun das Ringelblumenöl hinzu. Das Tolle an diesem Gel ist, dass wir den Ölauszug ohne Emulgator einarbeiten können. So ein Gel kann circa 10 % Pflanzenöl aufnehmen, ohne dass sich die wässrigen und die öligen Zutaten wieder voneinander trennen. (Man spricht auch von einem Hydrodispersionsgel). 🙂

Wichtig ist, dass der Öl-Anteil gut eingearbeitet wird und ich empfehle auch hier den Pürierstab einzusetzen. Das dauert keine Minute! Anschließend mit dem Spatel noch die Luftbläschen herausrühren und schon hat man eine schöne, gleichmäßige Konsistenz, die sich gut auftragen lässt und sehr schnell einzieht.

Wenn das After-Bite-Gel fertig ist, wird es abgefüllt und beschriftet. Ich habe es in 15ml Airless-Spender und auch in 10 ml Roll-ons abgefüllt. Bei der Roll-on Version ist der Gelfilm halt dünner und man muss eventuell noch ein zweites Mal auftragen.

Ich persönlich mag den Airless-Spender lieber, da er sehr hygienisch und in der Handhabung echt praktisch ist. Der Nachteil ist, dass er aus Plastik ist.

Verwendung

Wenn nun ein Gelse, Bremse oder Wespe ihren Landeanflug in deine Richtung aufnimmt und sich in deiner Haut verbeißt oder dich sticht, trage gleich anschließend das Gel auf. Das kannst du mehrmals wiederholen, bis das Jucken oder der Schmerz deutlich nachlässt.

Das Gel ist in Form der Spitzwegerichtinktur konserviert und hält sich in etwa 6 Wochen. Im Airless-Spender 1-2  Wochen länger. 

Unten findest du noch das genaue Rezept. Lade es dir gerne herunter. 🙂 

Einen schönen und „bissfreien“ Sommer wünscht dir…

Karin von Wiese, Wald & Co.

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