Brennnessel-Haar- & Kopfhauttonikum

Die Brennnessel gehört wohl zu den Pflanzen, von der die meisten Menschen lieber Abstand nehmen. – Der Grund ist einfach: Berührt man das Tausendsassa-Kraut, wird es nicht selten schmerzvoll.  An Stängel und Blättern ist sie nämlich übersät mit Brennhaaren. Sie schützen die Pflanze vor Fressfeinden oder vor brennnesselausreißenden Menschen. 🙂 Das Ende eines solchen Brennhaares bricht bei bereits minimaler Berührung ab, bohrt sich in die Haut und gibt dabei eine Flüssigkeit ab, die Serotonin, Histamin, Acetylcholin und Natriumformiat enthält. Allerkleinste Mengen reichen aus, um ein Brennen zu erzeugen.

Der schlechte Ruf, der ihr aber oftmals genau aus diesem Grund vorauseilt, wird ihr bei weitem nicht gerecht. Die Brennnessel ist ein Allroundtalent und wüssten mehr Menschen um ihre Heilkraft, würde sie wahrscheinlich nicht mehr so üppig in unserem Umfeld vorhanden sein

Bei uns findet man im Übrigen vorwiegend zwei Arten: Die Kleine Brennessel (Urtica urens) und die Große Brennnessel (Urtica dioica). Sie ist eine Zeigerpflanze für stickstoffreiche, auch feuchte Böden.

Brennnessel - die Alleskönnerin

Von der Brennnessel können alle Pflanzenteile verwendet. Wurzel, Kraut und Samen enthalten allesamt gesunde Inhaltsstoffe und können unterschiedlich eingesetzt werden.

Ich habe mich die letzten Wochen stark mit der Brennnessel beschäftigt, -sie gesammelt, verarbeitet, gegessen, gezeichnet und über sie geschrieben.

Ich muss gestehen, mein Blick auf dieses wunderbare Heilkraut hat sich verändert. Ob als Tee, Hydrolat, Tinktur, Ölauszug, in naturkosmetischen Zubereitungen oder als kulinarisches Wildkräuter-Highlight, – die Brennnessel sollte einen festen Platz in unserem Leben haben.

Ein bisschen „hinter die Pflanzen-Kulissen“ zu schauen, der intensive Kontakt mit nur einem einzigen Kraut, die Pflanze als Ganzes zu erfassen,  ermöglicht durchaus einen neuen Zugang.

Ein einziger Beitrag würde ihr nicht sicherlich nicht gerecht werden. – Auch wäre es unmöglich, ihre unzähligen Einsatzmöglichkeiten so kurz zusammenzufassen.

Aus diesem Grund fange ich heute mit einem tollen Rezept für die Haare an. Alle Bestandteile der Brennnessel sind haarstärkend und fördern seinen Wuchs. In besonderem Ausmaß ist diese Kraft allerdings in den Wurzeln vorhanden.

Ein selbst angesetztes Brennnessel-Tonikum für Haare und Kopfhaut sorgt also für eine schöne Mähne, Glanz und Kraft. Zusätzlich wird das Wachstum der Haare angeregt.

Brennnessel-Haar- & Kopfhauttonikum

Zunächst setzen wir für unser Tonikum eine Tinktur an.

Dazu habe ich 2/3  Wurzeln und 1/3 Blätter verwendet, sie kleingeschnitten und ein Schraubglas zu ca. 3/4 damit befüllt. Dann gießt man mit Bio-Weingeist (40 %  Alkoholgehalt) bis zum Rand des Glases auf und gibt den Deckel drauf.

Nun 14 Tage ausziehen lassen. Das Glas eher dunkel und nicht zu warm stellen, täglich 1-2 mal schütteln, damit sich die Inhaltsstoffe gut lösen. Nach der Auszugszeit sauber abfiltern.  –>Am besten zuerst durch ein Sieb und anschließend durch einen Kaffeefilter. 

Alkohol hat als Lösungsmittel viele Vorteile. Er löst nicht nur ein sehr breite Palette an Wirkstoffen aus den Pflanzen heraus (ätherische Öle, Flavonoide, Saponine, Bitterstoffe, Carotinoide…), sondern konserviert später auch unser Produkt. Er wirkt tonisierend und fördert die Durchblutung. Er gilt als nicht allergieauslösend, gut verträglich und soll bis 20% Einsatzkonzentration nicht austrocknend wirken. Zudem befördert er die Wirkstoffe tief in die Haut hinein. (Quelle: olionatura.de). Dies  ist vielleicht ganz interessant zu wissen, – da immer wieder behauptet wird, Alkohol sei auf der Haut schädlich und bereits ab kleinsten Konzentrationen austrocknend. Einen guten, unvergällten Alkohol (zB. Bio-Weingeist) zu verwenden, finde ich allerdings schon sehr wichtig.

Die Brennnessel in ihrer ganzen Pracht. Die Wurzel wird im Herbst oder bald im Frühjahr, vor dem Austrieb, geerntet.

Hydrolate für Kopf & Haar

Als nächstes brauchen wir dann noch ein geeignetes Hydrolat für unser Tonikum. Hier gibt es einige, die zum Thema Kopfhaut und Haare gut passen. Im Handel gibt es etwa Birken-, Rosmarin- oder Klettenwurzelhydrolat. Sie wirken tonisierend, durchblutungsfördernd und fördern das Haarwachstum. Auch etwas Rosenhydrolat kann dazugegeben werden.

All diese Eigenschaften hat aber auch das Brennnesselhydrolat. Ich habe mir für das Tonikum extra ein Hydrolat in meiner Kupfer-Destille hergestellt. Wer eine solche allerdings nicht daheim hat, kann sich mit der Topf-Destillation die nötige Menge herstellen.

Die Topf-Destillation ist keine neue Sache. Früher hat man sicher öfter mit dieser einfachen Möglichkeit abgeholfen.

Topf-Destillation kurz erklärt

Brennnesselblätter klein schneiden.

Wasser in einen großen Topf füllen (mind. 1/4 Liter) und ein Sieb (Dünsteinsatz) hineinstellen. Das verwendete Wasser sollte nicht zu hart sein. Toll ist zB Quellwasser.

In das Sieb stellt man nun eine kleine Schüssel. Diese wird später das kondensierte Duftwasser (hier unser Brennnesselhydrolat) auffangen.

Im restlichen Sieb werden um die Schüssel herum, die zerkleinerten Brennnesseln verteilt. Das Pflanzengut soll dabei nicht mit dem Wasser im Topf in Berührung kommen.

Der dazugehörige Deckel kommt nun auf den Topf. Man legt ihn allerdings verkehrt herum hinauf. Der Griff schaut also nach unten, in den Topf hinein. Er muss unbedingt gut schließen.

Auf die nach oben schauende Seite des Deckels füllt man nun Eis. Er soll gut kalt sein, damit der später aufsteigende Dampf am Deckel gut kondensiert und in das im Topf platzierte Schüsselchen hineintropft.

Nun den Herd anschalten und bei mittlerer Hitze erwärmen. Wenn das Wasser zu Kochen beginnt, etwas zurückschalten.

Was passiert? Wenn das Wasser kocht, zieht der Dampf durch die zerkleinerten Kräuter hindurch und reißt die wasserlöslichen Bestandteile der Brennnessel mit sich mit. Am kühlen Deckel angekommen, kondensiert der Wasserdampf (=unser Brennnesselhydrolat) und tropft in unsere Schüssel.

Ab und an muss man natürlich schauen, ob die Schüssel bereits voll ist. Achtung: Die Schüssel ist heiß! Man braucht also Handschuhe o.ä., um sie herauszuheben und auszuleeren. Alternativ kann man auch schnell mit einer großen Spritze absaugen.

Kleiner Tipp: Wenn ich 100 g Pflanzenmaterial hineingebe, destilliere ich auch ca. 100 ml Hydrolat ab (=1:1 Destillation).

Das entstandene Hydrolat mag vielleicht nicht dieselbe Qualität wie eines aus der Destille haben. – Eine tolle Möglichkeit zum „Daheim-Destillieren“ ist es aber auf jeden Fall und das Resultat lässt sich absolut sehen. Wichtig ist, sauber zu arbeiten und das Hydrolat in dunkle, desinfizierte Flaschen abzufüllen und kühl zu lagern. 

Hier eine Kupferdestille. Optional kann man es auch einmal mit der anschaffungsfreien Topf-Destillation versuchen.

D-Panthenol

Ein Wirkstoff darf auch noch in unser „Haar- & Kopfhauttonikum“ mit hinein.

D-Panthenol hat man, auch als Naturkosmetik-Anfänger, oft einmal daheim. Es ist nicht nur ein toller Wirkstoff für alle Emulsionen und Heilcremen (feuchtigkeitsbindend, entzündungshemmend, fördert die Wundheilung, mindert Rötungen, Juckreiz und Irritationen der Haut), sondern auch für Haar- & Kopfhaut-Produkte.

Es stärkt die Kopfhaut gegenüber äußeren Einflüssen, reduziert Juckreiz, wirkt feuchtigkeitsspendend und glättend. Die Elastizität der Haare wird gefördert. Es dringt in den Haarschaft ein, stärkt ihn und speichert dort Feuchtigkeit. Als Provitamin wird es über Kopfhaut und Haarwurzeln aufgenommen.

Ein Wirkstoff, der in keiner Creme oder Haarformulierung fehlen sollte.

So, hier geht es noch zum fertigen Rezept. 

Viel Spaß beim Ausprobieren.

Alles Liebe, Karin.

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